Blog – Koffeinfreier Kaffee
Koffeinfreier Kaffee wird immer beliebter
Grundsätzlich lieben Kaffee-Fans am Kaffee neben seinem Geschmack vor allem auch die anregende Wirkung, die vom Koffein herrührt. Koffein ist wie eine kleine legale Droge und wie bei allem kann es bei sowas auch ein "zu viel" geben. So vertragen manche Menschen kein Koffein oder verzichten abends auf einen Kaffee, aus Angst, nicht mehr einschlafen zu können. In diesen Fällen ist entkoffeinierter Kaffee eine tolle Alternative, die in den vergangenen Jahren zunehmend an Beliebtheit gewonnen hat. Hochwertige Bohnen und schonende Entkoffeinierungsprozesse sorgen dafür, dass der Geschmack der jeweiligen Röstung kaum leidet, weshalb immer mehr Kaffeeliebhaber auch koffeinfreie Optionen in ihre tägliche Routine integrieren.
Mit der steigenden Nachfrage kursieren jedoch immer mehr Fragen und Unsicherheiten hinsichtlich der potenziellen Gesundheitsauswirkungen. Wir möchten unseren Kunden gegenüber so transparent wie möglich sein und setzen alles daran, Ihnen bei all unseren Decaf-Produkten eine klare und fundierte Antwort bezüglich des verwendeten Entkoffeinierungsverfahrens geben zu können.
Unsere ausgewählten entkoffeinierten Kaffees finden Sie in einer extra Rubrik in unserem Shop. Dort finden Sie neben entkoffeinierten Bohnen auch gemahlenen Kaffee, sowie ESE-Pads und Kapseln. In Italien wird der entkoffeinierte Kaffee meist als "Decaff" (von decoffeinato) bezeichnet und traditionell meist mit hellblauer Farbe auf der Verpackung in Verbindung gebracht. Achten Sie mal darauf! Passende Cappuccinotassen finden Sie hier.
Koffein als Abwehrstoff in der Natur
In der Natur dient Koffein nicht etwa dem morgendlichen Wachwerden, sondern der Verteidigung: Es schützt die Pflanze vor schädlichen Fressfeinden und hemmt das Wachstum konkurrierender Pflanzen im Boden. Dabei steckt das Koffein nicht nur in den Kaffeebohnen selbst, sondern auch in anderen Teilen der Pflanze – unter anderem in der Kaffeekirsche, insbesondere in deren Fruchtfleisch. Frisst also ein Fressfeind die Kirsche, so bekommt er ein Vielfaches an Koffein, als wir bei einer Tasse Espresso. Was viele nicht wissen: Aus diesen getrockneten Fruchtschalen lässt sich ein aromatischer Tee herstellen – Cascara, auch "Kaffeekirschentee" genannt. Dieser Tee mag hierzulande relativ unbekannt sein, ist in den jeweiligen Anbaugebieten aber lange Tradition. Cascara steht auch für einen bewussteren Umgang mit Ressourcen: Was früher als Abfall galt, wird heute als aromatischer Tee geschätzt – und verleiht den Fruchthülsen der Kaffeepflanze ein zweites Leben.
Entkoffeiniert ist nicht gleich koffeinfrei
Wer zu entkoffeiniertem Kaffee greift, erwartet oft ein Getränk ganz ohne Koffein – doch das ist ein weitverbreiteter Irrtum. „Entkoffeiniert“ bedeutet nämlich nicht „koffeinfrei“, sondern lediglich, dass der Großteil des Koffeins entfernt wurde. Ein gewisser Restgehalt bleibt jedoch immer zurück. Laut EU-Vorgaben darf ein Kaffee als entkoffeiniert bezeichnet werden, wenn er höchstens 0,1 % Koffein enthält. Das entspricht je nach Zubereitungsart etwa 1 bis 4 Milligramm Koffein pro Tasse – im Vergleich zu rund 60 bis 120 Milligramm in einer normalen Tasse Filterkaffee. Für die meisten Menschen ist dieser geringe Restgehalt unbedenklich. Wer allerdings besonders sensibel auf Koffein reagiert oder aus medizinischen Gründen ganz darauf verzichten muss, sollte genau hinsehen – oder auf koffeinfreie Alternativen wie z. B. koffeinfreien Getreidekaffee zurückgreifen.
Kurz gesagt: Entkoffeiniert ist ein Kompromiss – deutlich weniger Koffein, aber eben nicht ganz ohne.
Roselius' Kaffee-Revolution
Das Entkoffeinierungsverfahren von Ludwig Roselius, das in den frühen 1900er Jahren entwickelt wurde, markierte die Geburtsstunde des koffeinfreien Kaffees. Roselius nutzte ein chemisches Verfahren, um das Koffein zu extrahieren. Er weichte die ungerösteten, also grünen Bohnen in Salzwasser ein, um das Koffein im Anschluss mithilfe von Benzol aus den Kaffeebohnen zu entfernen. Obwohl dieses Verfahren in seiner Zeit innovativ war und den ersten koffeinfreien Kaffee hervorbrachte, wird es heute nicht mehr verwendet, da Benzol als gesundheitsschädlich gilt und krebserregende Eigenschaften aufweist. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich allerdings viele neue und vor allem bessere Verfahren entwickelt.
Entkoffeinierungsverfahren
Im Laufe der Jahrzehnte wurden zahlreiche neue Methoden entwickelt – deutlich sicherer, schonender und qualitativ hochwertiger. Sie ermöglichen es, das Koffein zu entfernen, ohne dabei das Aroma des Kaffees wesentlich zu beeinträchtigen. Grundsätzlich lassen sich die Methoden in zwei Kategorien einteilen: chemische und naturnahe Verfahren. Dabei verschwimmt die Grenze zwischen „natürlich“ und „chemisch“ oft – denn auch Lösungsmittel wie Dichlormethan oder Ethylacetat kommen in der Natur vor, werden für die industrielle Anwendung jedoch meist synthetisch hergestellt.
Im Folgenden stellen wir dir die wichtigsten Entkoffeinierungsverfahren im Überblick vor. Um dir die Orientierung und eine bewusste Kaufentscheidung zu erleichtern, beleuchten wir dabei auch die jeweiligen Vor- und Nachteile jeder Methode.
Lösungsmittelbasierte Verfahren
1. Chemisch aber effektiv - die Entkoffeinierung durch Dichlormethan
Bei diesem Verfahren wird der Koffeingehalt mithilfe des Lösungsmittels Dichlormethan reduziert. Zunächst werden die grünen, ungerösteten Kaffeebohnen mit heißem Wasser oder Wasserdampf behandelt. Dieser Schritt öffnet die Poren der Bohnen und macht das Koffein für die Extraktion zugänglich. Anschließend kommen die Bohnen für etwa 10 Stunden mit Dichlormethan in Kontakt. Danach folgt eine gründliche Reinigung und Dämpfung, bei der das Lösungsmittel wieder entfernt wird. Durch die anschließende Vakuumtrocknung wird der Restgehalt weiter minimiert.
Da Dichlormethan einen sehr niedrigen Siedepunkt von nur 39,8 °C besitzt, verflüchtigen sich eventuell verbliebene Spuren spätestens beim Röstvorgang. So gilt das Verfahren trotz chemischer Basis als sicher – vorausgesetzt, es wird fachgerecht durchgeführt.
2. Fruchtig natürlich? – Die Entkoffeinierung durch Ethylacetat
Das Verfahren zur Entkoffeinierung mit Ethylacetat ähnelt in Aufbau und Ablauf stark dem Dichlormethan-Verfahren. Der entscheidende Unterschied zum Dichlormethan-Verfahren liegt im verwendeten Lösungsmittel: Ethylacetat ist ein natürlich vorkommender Stoff, der beispielsweise in Obst wie Äpfeln oder Bananen enthalten ist. Daher wird dieses Verfahren oft auch als „natürliche Entkoffeinierung“ bezeichnet – insbesondere dann, wenn das Ethylacetat aus pflanzlichen Quellen gewonnen wurde. Zwar wird es in der industriellen Praxis häufig synthetisch hergestellt, dennoch wird es im Vergleich zu Dichlormethan häufig als weniger kritisch angesehen.
Lösungsmittelfreie Verfahren
1. Innovativ und nachhaltig - die Entkoffeinierung durch C02
Die Entkoffeinierung mit Kohlenstoffdioxid (CO₂) zählt zu den modernsten und zugleich umweltfreundlichsten Methoden der Koffeinextraktion. Grundlage des Verfahrens ist die sogenannte Hochdruckextraktion – ein physikalischer Prozess, der ganz ohne chemische Lösungsmittel auskommt. Die zuvor mit Wasserdampf behandelten Bohnen kommen in einen Hochdruckbehälter, in dem sie mit überkritischem CO₂ umspült werden – einem Zustand, in dem das Gas sowohl flüssige als auch gasförmige Eigenschaften besitzt. In dieser Form wirkt CO₂ wie ein Lösungsmittel und kann das Koffein gezielt aus der Bohne lösen.
Besonders nachhaltig: Das eingesetzte CO₂ wird nach dem Prozess aufgefangen, gereinigt und wiederverwendet, wodurch ein geschlossener Kreislauf entsteht. Zudem handelt es sich bei CO₂ um ein natürlich vorkommendes Gas, das weder Mensch noch Umwelt schadet – und oft sogar aus bestehenden industriellen Prozessen recycelt wird. Auch geschmacklich überzeugt diese Methode: Da auf aggressive Lösungsmittel verzichtet wird, bleiben die feinen Aromen und das charakteristische Geschmacksprofil der Bohne weitgehend erhalten.
Das CO₂-Verfahren gilt daher als besonders schonend und aromatreu – und ist bei hochwertigen Kaffees zunehmend gefragt.
2. Aufwendig und teuer – Der Schweizer-Wasser-Prozess
Der Schweizer-Wasser-Prozess wurde bereits Ende der 1970er-Jahre entwickelt und gilt bis heute als eine besonders natürliche und rückstandsfreie Methode zur Entkoffeinierung. Bei vielen Kaffeetrinker:innen erfreut sich das Verfahren großer Beliebtheit – vor allem, weil es komplett ohne chemische Lösungsmittel auskommt. Das Prinzip dahinter ist ebenso einfach wie genial: Sättigung. Zunächst werden grüne Kaffeebohnen in heißem Wasser eingeweicht, bis alle löslichen Bestandteile – inklusive des Koffeins – in das Wasser übergegangen sind. Diese „Opferbohnen“ dienen ausschließlich zur Herstellung eines gesättigten Wassers und werden anschließend entsorgt. Das dabei entstandene Aroma-Koffein-Wasser wird nun durch einen Aktivkohlefilter geleitet, der ausschließlich das Koffein entfernt, während die aromagebenden Stoffe erhalten bleiben. Dieses gefilterte, aber nun koffeinfreie Wasser bildet die Grundlage für den nächsten Schritt: Frische, koffeinhaltige Bohnen werden in das gesättigte Wasser gegeben. Da das Wasser bereits alle übrigen Bestandteile der Bohne enthält, wird nur das Koffein herausgelöst – die Aromastoffe bleiben weitgehend unangetastet.
Ein großer Vorteil dieser Methode liegt auf der Hand: Der Geschmack des Kaffees bleibt erhalten – was den Schweizer-Wasser-Prozess besonders bei qualitätsbewussten Konsument:innen beliebt macht. Allerdings hat die Methode auch ihre Schattenseiten: Sie ist aufwendig, ressourcenintensiv und teuer. Der Entkoffeinierungsvorgang muss mehrfach wiederholt werden, bis der Koffeingehalt unter den gesetzlichen Grenzwert fällt. Dabei werden große Mengen an Wasser und Bohnen benötigt, was sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Nachteile mit sich bringt.
Aus diesen Gründen wird der Schweizer-Wasser-Prozess heute nur noch selten eingesetzt – vor allem bei hochwertigen Kaffees im Premiumsegment, wo der Erhalt des Aromas oberste Priorität hat.
Transparenter Kaffeegenuss – das steckt in deiner Tasse
Wer koffeinfreien Kaffee genießt, möchte auch wissen, wie das Koffein entfernt wurde. In der folgenden Übersicht zeigen wir dir, welche Entkoffeinierungsverfahren unsere Partner-Röstereien verwenden – transparent, nachvollziehbar und auf einen Blick:
ALPS | Kohlenstoffdioxid-Verfahren ( CO2 ) |
BORBONE | Angabe durch Röster ausstehend |
BRISTOT | Angabe durch Röster ausstehend |
CAFFEE NEW YORK | Schweizer-Wasser-Prozess |
CAFFEE HAITI | Angabe durch Röster ausstehend |
CAFFEE VERGNANO | Dichlormethan o. Methylenchlorid |
CAFFEE DEL DOGE | Dichlormethan |
CAROMA | Dichlormethan |
COSTADORO | Ethylacetat |
DANESI | Angabe durch Röster ausstehend |
GEILER KAFFEE | Schweizer-Wasser-Prozess |
GIMA CAFFE | Dichlormethan / Ethylacetat |
GOCCIA A GOCCIA | Ethylacetat |
GORILLA | Dichlormethan |
HAUSBRANDT | Dichlormethan |
ILLY | Dichlormethan |
KIMBO | Kohlenstoffdioxid-Verfahren ( CO2 ) |
LA BRASILIANA | Angabe durch Röster ausstehend |
LOLLOCAFFE | Angabe durch Röster ausstehend |
LUCAFFE | Dichlormethan |
MISCELA D ORO | Kohlenstoffdioxid-Verfahren ( CO2 ) |
MAMIS CAFFE | Dichlormethan |
MOAK | Angabe durch Röster ausstehend |
MOCAMBO | Kohlenstoffdioxid-Verfahren ( CO2 ) |
MORENO | Angabe durch Röster ausstehend |
NANNINI | Dichlormethan |
NOVELL | Kohlenstoffdioxid-Verfahren ( CO2 ) |
PASSALACQUA | Dichlormethan |
PARANA | Angabe durch Röster ausstehend |
PELLINI | Angabe durch Röster ausstehend |